Du möchtest Foodfotografie lernen und schöne Bilder von deinem Essen machen, aber weißt nicht wie? Oder bist du vielleicht schon dabei und wüsstest gerne, was du optimieren kannst? Dann bist du hier genau richtig. :) Egal ob diese Bilder für einen eigenen Blog, für Instagram oder sogar für den Einstieg in die Karriere als Food-Fotograf/ Fotografin sein sollen; ich kläre in dieser Beitragsreihe alles, was du zu Beginn wissen musst.
ACHTUNG: Dies ist Teil 1 unserer Reihe zum Thema „Einstieg in die Foodfotografie“. Der zweite Teil beinhaltet das Thema: Licht und Schatten. Du findest ihn in Kürze hier.
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- Die richtige Kamera und Linse
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Kameraeinstellungen
2.1. Blende (Aperture)
2.2. Belichtungszeit (Shutter Speed)
2.3. ISO - Weißabgleich
- Manueller Modus mit dem Handy
1. Die richtige Kamera und Linse
Bevor du überhaupt starten kannst, brauchst du natürlich eine Kamera. Aber welche? Und welche Linse dazu? Oder geht das auch einfach mit dem Handy?…
Zunächst einmal: Die beste Kamera zum Start ist die, die du zu Hause hast! Es ist nicht nötig, am Anfang eine teure Kamera anzuschaffen. Damit dieser Blogbeitrag nicht unendlich lang wird, werde ich darüber in einem anderen Beitrag ausführlich schreiben und dir die Vor- und Nachteile verschiedener Modelle erklären (die meistens nur persönliche Vorlieben abdecken). Noch wichtiger sind dabei eigentlich die Objektive. Welches die richtige Wahl für Foodfotografie ist, werde ich ebenfalls erläutern.
Ich habe zuerst lange Zeit mit dem Handy fotografiert, bevor mir eine gebrauchte Canon EOS 650D in die Hände gefallen ist. Diese Kamera hat mich 3 Jahre lang begleitet und ich konnte unheimlich viel von und mit ihr lernen. Als Einsteiger Linse habe ich mich damals für das Canon EF 50mm f/1.8 Stm Objektiv entschieden, da es nur knapp über 100 € gekostet hat und ich liebe es noch heute. Eine sogenannte Nifty Fifty Linse (50mm Festbrennweite) gibt es relativ Preiswert von jeder Firma, egal welche Kamera du hast.
Solltet du keine Kamera zur Hand haben, reicht zu Beginn auch einfach dein Smartphone, mit dem du dir ebenfalls viel Wissen über Food-Fotografie aneignen und dich kontinuierlich verbessern kannst. Die Kameras darin sind heutzutage unglaublich gut und besitzen zum Teil sogar schon den Portrait Modus, in welchem der Hintergrund automatisch unscharf wird wie bei einer Kamera mit niedriger Blendeneinstellung.
Smartphone Bilder lassen sich auch super in verschiedenen Apps aufnehmen und bearbeiten. Eine davon stelle ich dir am Ende des Beitrags vor. Das hier beschriebene grundlegende Wissen über alle Einstellungen und die Handhabung ist größtenteils auch mit dem Smartphone umsetzbar und sehr wichtig. Es sollte darum auf keinen Fall übersprungen werden!
2. Kameraeinstellungen
Hierbei handelt es sich um 3 wichtige Elemente: Blende, Belichtungszeit und ISO. Diese 3 Einstellungen bestimmen die Helligkeit bzw. Dunkelheit in deinem Bild und bedingen sich gegenseitig. Außerdem geben sie dir kreativen Spielraum für Wünsche und Ideen. Mehr dazu wird im Folgenden erklärt, ich starte zunächst mit der Blende.
2.1. Blende
Die Blende (eng.: aperture = Öffnung) ist die mechanische Vorrichtung im Objektiv, über die sich die Weite der Objektivöffnung regeln lässt und wird in f-stops (das englische Wort für Blendenstufen) gemessen. Gemeint ist hierbei die Menge an Licht, die je nach Weite der Öffnung einfallen kann.
Neben dem Lichteinfall bestimmt sie die Schärfentiefe eines Fotos (der verschwommene oder klar zu erkennende Hintergrund ist gemeint).
Je geringer der Blenden-Wert eingestellt ist, desto mehr Licht fällt hinein (z. B. f/2.8 = helleres Bild) und desto weniger Schärfentiefe ist im Bild vorhanden (ober- und unterhalb des fokussierten Objekts ist alles unscharf).
Je höher der Blenden-Wert, desto weniger Lichteinfall (z.B. f/16 = dunkleres Bild) UND mehr Schärfentiefe (vor und hinter dem Objekt ist alles deutlicher zu erkennen).
In den meisten Fällen ist die Blende die Schlüssel-Einstellung für jedes Bild. Ich überlege mir erst, mit welcher Blendeneinstellung ich fotografieren will bevor ich den Rest daran anpasse. Möchte ich einen verschwommenen Hintergrund auch genannt „Bokeh“ erzeugen, muss ich natürlich die Belichtungszeit und die ISO so einstellen, dass das Bild trotzdem die richtige Helligkeit hat.
Für welche Schärfentiefe du dich entscheidest ist individuell. Es gibt kein richtig oder falsch, nur einen Ausdruck der persönlichen Vorlieben!
Blende f/1,8
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Blende f/8 | Blende f/16 |
Siehst du den deutlichen Unterschied zwischen Bild 1 und 3? In Bild 1 ist die Blende vollständig geöffnet und in Bild 3 so gut wie geschlossen.
Hinweise: Wenig Schärfentiefe in der Foodfotografie sieht wirklich toll aus und lenkt das Auge direkt auf den „Hauptdarsteller“. Jedoch solltest du nicht zu tief mit der Blendeneinstellung gehen. Dadurch kann das fokussierte Objekt nämlich ebenfalls Teile der Schärfe verlieren und wirkt surreal.
Es macht ebenfalls einen Unterschied, ob du nah bzw. weiter weg vom Objekt fotografierst ODER wie nah bzw. fern dein Hintergrund* positioniert ist. Je näher ihr mit der Kamera am Objekt steht und je weiter euer Hintergrund entfernt ist, desto mehr Bokeh könnt ihr kreieren. Das ist besonders interessant, wenn eure Kamera oder aber auch das Handy keine geringe Blendeneinstellung besitzt.
2.2. Belichtungszeit
Die Belichtungszeit (Shutter Speed) bestimmt, WIE LANGE Licht auf den Bildsensor der Kamera fällt, sobald der Auslöser gedrückt wird (z. B. 1/50 Sekunde lang). Je länger ein Bild belichtet wird, desto heller wird es (z. B. 1/8 Sek.) und je kürzer, desto dunkler (z. B. 1/250 Sek).
Mit der Belichtungszeit balancierst du die Helligkeit des Bildes aus, wenn die Blende verstellt wurde und das Bild dadurch zu dunkel oder überbelichtet wird. Sie dient aber auch dazu, Bewegungen einzufrieren, wenn du z. B. die Struktur von fließendem Wasser sehen oder die Funken einer Wunderkerze einfangen willst, ohne dass nur Schlieren von Bewegung oder Licht zu sehen sind (s.Bild). Über Action Shots wie diesen sprechen wir ein anderes Mal ausführlicher.
Aber wann ist das Bild nun richtig belichtet?
Dafür dient zum einen die Belichtungsanzeige der Kamera. Es ist eine gepunktete Linie mit Zahlen von z. B. -3 bis +3 und einer 0 in der Mitte. Die 0 markiert damit die optimale Belichtung, welche von der Kamera vorgeschlagen wird. Ich nutze die Anzeige am häufigsten, arbeite aber auch immer im Live View der Kamera (dem Kameradisplay) und verlasse mich dabei auf meine Augen.
Ein weitere viel genutzter Indikator ist das sogenannte Histogramm. Es misst, wie sich die Tonwerte wie z. B. die Helligkeit auf dem Bild verteilen. Du findest es zum einen auf dem Display der Kamera, wenn du im Live View fotografierst oder siehst es später beim Bearbeiten in deiner Fotobearbeitungs-Software wie z. B. Lightroom. Links am Ende des Histogramms befinden sich die schwarzen und rechts die weißen Töne. Je dunkler das Bild, desto mehr wandert der Tonwertumfang nach links und umgekehrt, desto heller das Bild, desto höher wird der „Berg“ auf der rechten Seite.
Ein Bild sollte optimaler Weise immer Tonwertumfänge aus beiden Bereichen aufzeigen, um ausbalanciert zu wirken (das kann z.B. eine minimale Erhebung links im schwarzen Bereich und steigend zum weißen Bereich sein). Wirkt das Histogramm jedoch auf einer Seite wie „abgeschnitten“, bedeutet es, dass das Bild unter- oder überbelichtet ist. Die Farben verlieren dadurch die Möglichkeit im Nachhinein noch bearbeitet zu werden, weil sie ausgebrannt sind. Das sollten wir immer vermeiden.
2.3. ISO
Die ISO beschreibt die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors. Ein höherer ISO Wert hellt ein Bild auf und ist besonders bei schlechten Lichtverhältnissen von Vorteil. Oft ist die Belichtungszeit der limitierende Faktor, weil z. B. aus der Hand fotografiert wird ODER Bewegungen wie fließendes Wasser im Bild festhalten werden sollen. In beiden Fällen würde das Bild verwackeln.
Hinweis: Ein zu hoher ISO Wert kann zu einem Rauschen im Bild führen (s.Bsp.)
ISO 100 ISO 6400 (Bildrauschen)
Das beste Ergebnis wirst du definitiv immer mit der ISO Einstellung 100 bekommen (100%ige Lichtausbeute). Allerdings kannst du auch noch sehr schöne Bilder mit einer ISO auf 800 machen (das ist von Kamera zu Kamera verschieden). Höher wird definitiv problematisch, es sei denn, der grisselige Look im Bild ist gewollt! Ein wenig Bildrauschen kann in Lightroom z. B. mit dem Rauschreduzierungs-Tool leicht glätten (s.Bsp.). Dabei geht aber auch immer etwas Schärfe und Klarheit verloren.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Sobald eine dieser Einstellungen verändert wird, bedingt das auch immer gleich die Helligkeit des Bildes. Darum muss nun auch an den anderen beiden Einstellungen eine Korrektur erfolgen, um die gleiche Helligkeit beizubehalten.
Anfangs fühlt es sich noch kompliziert an zu verstehen wie diese 3 Einstellungen sich bedingen, was nun die richtige Wahl ist und welche das gewünschte Ergebnis liefert, ABER nach etwas Übung ist es schließlich wie Fahrrad fahren. Es fühlt sich natürlich an und eröffnet dir eine ganz neue Welt, in der du selbst entscheiden kannst, in welche Richtung es gehen soll. Ade Auto Einstellung und willkommen im manuellen Modus der Fotografie!
3. Weißabgleich
Der Weißabgleich ist eine weitere wichtige Einstellung, die du kennen sollten. Er ist quasi das Sahnehäubchen oder sollte ich eher die Kirsche auf dem Sahnehäubchen sagen? Egal wie viel Arbeit du in ein Bild gesteckt hast, egal ob alle anderen Einstellungen korrekt sind oder wie toll das Foodstyling ist; stimmt der Weißabgleich nicht, ist alles umsonst gewesen! Naja fast... keine Panik, dank Bildbearbeitungs-Programmen kann einiges im Nachhinein gerettet werden, wenn in RAW fotografiert wird! JPG’s geben allerdings nicht mehr viel Spielraum her.
Je nachdem welche Lichtquelle du benutzt, verändert sich auch die Farbe bzw. die Temperatur des Lichts. Alte Glühbirnen hatten z. B. immer ein sehr warmes Licht, Tageslichtlampen wiederum ein sehr kaltes, bläuliches Licht. Die Temperatur des Tageslicht ist auch immer abhängig von der Uhrzeit. Wenn du z. B. an die „goldene Stunde“ des Tages denkst, die das Licht in einen warmen, ja fast schon goldenen Ton färben.
Unsere Augen können sich gut an die Farbtemperaturen anpassen, unsere Kameras allerdings nicht. Sie müssen daran angepasst werden. Viele Kameras haben wirklich einen hervorragenden Auto-Weißabgleich, aber auch der funktioniert nicht immer zu 100 %. In der Grafik siehst du, für welche Gegebenheiten die Kamera Informationen bereithält und diese auf die momentane Lichtsituation anpasst. Sie fügt also je nach Bedarf mehr Blau-, Rot-, Grün- und/ oder Magenta-Töne hinzu, um den korrekten Weißabgleich zu erstellen.
Es gibt darüber hinaus noch die Möglichkeit, einen eigenen Weißabgleich zu erstellen, in welchem die gewünschte Farbtemperatur eingegeben werden kann. Das ist sinnvoll, wenn deine Kamera z. B. aufgrund ihrer Voreinstellungen für deinen persönlichen Geschmack Tageslicht etwas zu warm fotografiert oder du ein Dauerlicht benutzt, dessen genaue Farbtemperatur bekannt ist. Neben der individuellen Vorliebe kann als Hilfsmittel auch sehr gut eine Graukarte eingesetzt werden, um die korrekte Einstellung je nach gegebener Situation zu treffen.
Im nächsten Blogbeitrag werden wir natürlich über das Licht sprechen, aber hier schonmal zwei kleine, sehr wichtige Tipps:
1. Mische keine verschiedenen Lichtquellen, deine Kamera kann sich immer nur auf eine einstellen!
2. Auch wenn du im Nachhinein noch etwas ändern kann: achtet immer schon darauf den richtigen Weißabgleich beim Fotografieren zu wählen, das spart am Ende Arbeit und in manchen Fällen auch Nerven :)
4. Manueller Modus mit dem Handy
Das Handy bzw. Smartphone hat in der Regel eine integrierte Foto-App zum Fotografieren und Filmen. Diese kannst du für den manuellen Modus (mit wenigen Ausnahmen neuerer Handys) NICHT nutzen! Darum stelle ich dir an dieser Stelle die App Lightroom vor. Es wird natürlich noch ein ausführlicher Beitrag zum Thema: „Fotos mit dem Smartphone machen wie ein Profi“ online gehen, aber für den Beginn lohnt es sich diese Einstellungen in der App erst einmal zu kennen und damit zu experimentieren.
In Lightroom kannst du nicht nur Bilder bearbeiten, sondern auch fotografieren. Die kostenlose Version der App bietet ebenfalls einen professionellen Modus an, der dich sowohl die Belichtungszeit (hier genannt Verschlusszeit, was das gleiche bedeutet) als auch die ISO selber regeln lässt.
Klicke dafür zunächst in der Bibliothek unten rechts auf das blaue Kamerasymbol. Im Foto Bildschirm siehst du nun unten links neben dem auslösen Button die Einstellung „Automatisch“. Wähle sie an und stelle auf „Professionell“ um. Die ISO steht standardmäßig auf Auto. Wenn du die Handy-Kamera bewegst oder die Belichtungskorrektur (Exp) verstellt, verstellt sich auch automatisch die ISO. Um die ISO auf 100 festzustellen, klicke sie an und verschiebt den Balken bis z. B. die Zahl 100 dort steht. Jetzt kannst du die Exp Funktion nicht mehr verstellen und die Helligkeit über die Verschlusszeit (Sec) verändern.
In der Funktion [+] Auto für den manuellen Fokus bestimmst du, welcher Bereich des Bildes scharf gestellt werden soll. Der scharfe Bereich leuchtet beim Verstellen grün umrandet auf.
Neben diesen Funktionen hast du hier auch die Möglichkeit, das „Objektiv“ zu ändern. Natürlich kannst du nicht verschiedene Objektive auf die Handy-Kamera schrauben (wobei es hier tatsächlich schon welche zu kaufen gibt), aber du die Möglichkeit in der Handkamera zwischen Weitwinkel (W), Telebild (T) und Ultraweitwinkel (UW) zu wählen.
Um die Blendeneinstellung zu ändern, fotografiere nah am Objekt und stellt den Fotohintergrund* weiter nach hinten. Neuere Smartphones bieten die Möglichkeit an, im Portrait Modus zu fotografieren. Wenn dein Handy das kann, kannst du in der integrierten Foto App damit auch die Blendeneinstellung verändern und experimentieren.